Ford Mustang Mach-E

Fahrbericht Polestar 2

Der Mustang Mach-E ist das erste vollwertige und vollelektrische Fahrzeug in der Modellpallette von Ford. Nach dem Verkaufsstart Ende 2020 in den USA beginnen Ende Mai 2021 die ersten Auslieferungen in der Schweiz. ElektroautoCoach konnte das 5-türige Crossover-SUV im Rahmen eines Medien-Testtags ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.

Hersteller oder "aller Anfang ist schwer"

Ford hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2030 nur noch vollelektrische PKWs zu verkaufen. Bis anhin hat man Ford ja nicht unbedingt als führenden Hersteller im Elektroautosegment wahrgenommen. Seit 2011 hatte Ford mit dem Focus Electric zwar ein Elektroauto im Programm, aber dieses Fahrzeug war in erster Linie ein Compliance Car, um den Zero-Emmissions-Anforderungen gewisser Bundesstaaten wie z.B. Kalifornien zu genügen. Zu geringe Reichweite, zu wenig Fahrspass, zu kleiner Kofferraum sowie ein nicht gerade berauschendes Preis-/Leistungsverhältnis sorgten für sehr tiefe Verkaufszahlen und schlussendlich auch die Einstellung dieses Fahrzeugs im 2018. Umso mehr waren wir überrascht und erfreut zugleich, als Ford Ende 2019 auf der Los Angeles Motorshow mit dem Mustang Mach-E der Welt ein ganz offensichtlich ernst gemeintes, vollwertiges Elektrofahrzeug präsentierte.

Die Kontroverse um den Namen Mustang

Mustang Logo auf Heck des Mach-E
Vorne und hinten am Mach-E galoppiert das bekannte Pony.

Der "herkömmliche" Ford Mustang wird seit 1964 produziert und ist quasi eine lebende Legende innerhalb der Ford Modellpallette.

 

Umso kontroverser diskutiert wurde der Entscheid des Herstellers, das aktuelle Elektrofahrzeug ebenfalls mit dem Pony-Namen zu versehen. Viele sehen im elektrischen Crossover-SUV einen Verrat am Mustang-Erbe, da der Mach-E in ihren Augen absolut gar nichts mit einem klassischen Mustang zu tun hat, weder von der Form noch vom Sound her. Andere wiederum applaudieren und halten es gelungen und mutig von Ford, mit einem elektrischen Mustang den ersten Schritt in die (elektrische) Zukunft zu machen.

 

Wir von ElektroautoCoach werden das Fahrzeug in diesem Bericht nach vielen verschiedenen Kriterien beurteilen. Aber der Name gehört definitiv nicht dazu. Ob Ford das Fahrzeug nun Mustang, Wallach, Haflinger oder My Little Pony nennt, ist uns relativ egal. Wir wollen in erster Linie herausfinden, ob es sich beim Mach-E um ein empfehlenswertes Elektroauto handelt oder nicht.

 

Gut. Nachdem dies nun geklärt ist, kann's jetzt ja losgehen...

Ausführungen

Mustang Mach-E mit AWD Detailaufnahme Heck
Ab Mai 2021 gibt's den Ford Mustang Mach-E in der Schweiz in den folgenden 4 Ausführungen: Heck oder Allrad, kleiner oder grosser Akku.

In der Schweiz ist der Mustang Mach-E mit zwei verschiedenen Akkugrössen sowie als Allrad- oder Hecktriebler erhältlich.

 

Der kleinere Akku läuft unter der Bezeichnung "Standard Range" und bietet eine Netto-Kapazität von 68 kWh, während es bei der grösseren "Extended Range" Batterie 88 kWh sind. Unser Testfahrzeug war ein vollausgestattetes Extended Range Modell mit Allradantrieb.

 

Ab Ende 2021 wird das Spitzenmodell, der Mustang Mach-E GT in der Schweiz verfügbar sein. Der GT bietet ebenfalls die 88 kWh grosse Extended Range Batterie und kann zusätzlich mit einem Drehmoment von 860 Nm, einer Leistung von 358 kW (487 PS) und einem Spurt von 0 auf 100 km/h in 3.7 Sekunden glänzen.

Äusseres

Ford Mustang Mach-E vor verregneten Schweizer Bergen
In seinem roten Kleid macht der Mustang Mach-E auch bei Regenwetter eine gute Falle.

Der Mustang Mach-E ist ein 5-türiges Crossover-SUV.

 

Mit einer Länge von 4.7m und einer Breite von 1.88m ist das Fahrzeug vergleichbar mit anderen elektrischen SUV oder Crossovers wie dem Tesla Model Y, Polestar 2, dem I-Pace von Jaguar usw.

 

Bei den Aussenfarben bietet Mustang Mach-E nebst dem von uns gefahrenen rot noch zwei verschiedene blau sowie verschiedene weiss, schwarz und Grautöne an.

 

Beim Blechkleid des Mach-E hat Ford tief in die Mustang-Design-Kiste gegriffen. Die typisch gewölbte Fronthaube, vorne und hinten das Pony statt des normalen Ford-Logos und auch die dreiteiligen senkrechten Rückleuchten sprechen eine deutliche Mustang-Sprache.

 

 

Ford Mustang Mach-E auf dem Bürgenstock
Designkniff: Das schwarze Dach lässt den Mach-E coupéartiger aussehen als er effektiv ist.

Die abfallende Dachlinie haben die Designer zusätzlich akzentuiert, indem der hintere Teil des Dachs nicht in Wagenfarbe, sondern in schwarz gehalten ist. Mit diesem Kniff sieht das Fahrzeug coupé-mässiger aus als es eigentlich ist und die Insassen haben trotzdem ein paar cm mehr Kopffreiheit. Gut gefallen hat uns auch die Front, wo Ford eine geschlossene Front gewählt hat, statt zu einem Pseudo-Kühlergrill zu greifen.

 

Mit einem Gewicht von 2.0 - 2.3 Tonnen (je nach Akkugrösse) ist der Mustang Mach-E auch für Elektroauto-Verhältnisse nicht gerade ein Leichtgewicht. Ob sich das jedoch nachteilig auf das Fahrverhalten oder die Reichweite auswirkt, dazu später mehr.

Ford Mustang Mach-E Vordertüre mit Entriegelungsknopf und PIN Ziffernfeld
Sesam öffne dich: Entweder mit Schlüssel oder Handy auf Knopfdruck oder sonst mit PIN-Eingabe.

Was man am Mustang Mach-E vergeblich sucht sind klassische Türgriffe. So hat auch Ford erkannt, dass diese aus aerodynamischer Sicht äusserst suboptimal sind und sie konsequenterweise weggelassen. Stattdessen gibt's in der B- resp. C-Säule einen kleinen runden Knopf. Einmal drauf gedrückt, öffnet sich die Türe einen Spalt und man kann die Türe vollständig öffnen.

 

Bei der Vordertüre gibt's dafür einen kleinen Griff, bei der Hintertüre greift man einfach in den Spalt zwischen Türe und Karosserie. Bei der Hintertüre hat Ford noch einen zusätzlichen Bolzen eingebaut, der nach dem Knopfdruck automatisch ausfährt und dadurch verhindert, dass die Türe versehentlich wieder schliesst und so die Finger der Passagiere einklemmt.

 

Ein anderes, interessantes Feature ist die Möglichkeit, das Auto via PIN-Code auf einem Ziffernfeld an der B-Säule zu öffnen. So kann man beispielsweise joggen oder schwimmen gehen, ohne den Fahrzeugschlüssel oder das Handy mitnehmen zu müssen.

Innenraum

Cockpit des Ford Mustang Mach-E
Unübersehbar: Der 15.5 Zoll grosse Bildschirm des Mach-E. (Bild: Ford)

Der Innenraum des Mustang Mach-E wird dominiert vom vertikalen, 15.5 Zoll grossen Hauptbildschirm, der mittig am Armaturenbrett angebracht ist. Hinter dem Lenkrad ist noch ein zweites, kleineres Display verbaut, der digitale Tacho.Auf dem Multifunktionslenkrad, der Armlehne sowie auf der Mittelkonsole hat's noch ein paar Tasten und Knöpfe, aber insgesamt kommt das Cockpit des Mach-E angenehm aufgeräumt daher. Wir wissen nicht, ob sich Ford von Tesla inspirieren lassen hat, aber gewisse Ähnlichkeiten sind nicht zu übersehen.

 

Die Vordersitze aus Kunstleder sind bequem und bieten einen vernünftigen Seitenhalt. In der zweiten Reihe ist genügend Platz für die Beine vorhanden und auch für Grossgewachsene gibt's genügend Kopffreiheit.

 

 

Ford Mustang Mach-E Rücksitz
Der Mustang Mach-E bietet sowohl vorne als auch hinten bequeme Kunstleder-Sitze.

Beim grösseren Akku mussten die zusätzlichen Batteriezellen unter die Hintersitzen ausweichen. Dadurch sowie durch den Entscheid, den Innenraumboden hinten flach und ohne Kardantunnel zu konstruieren, sollte auch drei Personen auf den Rücksitzen jeweils genügend Platz für die Beine und Füsse finden.

 

Der mittlere Sitz ist jedoch, wie bei den meisten Autos in dieser Grösse, nicht ganz so bequem wie die beiden Aussensitze.

 

Die Mittelkonsole besteht aus einer Armlehne sowie einem darunterliegenden Staufach. Weiter vorne ist ein Drehknopf für die Gangwahl sowie die Parkbremse und die Notwarnlicht untergebracht. Die Mittelkonsole endet ganz vorne einer rutschfesten Halterung für 2 Handys inklusive induktiver Ladevorrichtung. Zusätzlich sind noch zwei USB-Anschlüsse installiert.

 

 

Ford Mustang Mach-E Glasdach
Das riesige (optionale) Panoramadach des Mustang Mach-E. (Bild: Ford)

Der in Mexiko hergestellte Mustang Mach-E hat uns in Sachen Innenraum-Verarbeitung grundsätzlich gut gefallen. Die Materialien sind mehrheitlich hochwertig und auch beim Fahren knarzt oder quietscht nichts.

 

Was uns am Innenraum nicht so gut gefiel war der leicht gedrängte Eindruck, den man vom Fahrersitz aus hat. Aufgrund des dunkel ausgeführten Dachhimmels sowie der relativ hohen Schulterlinie wirkt der Mustang Mach-E nicht so offen und grosszügig wie das bei vergleichbaren Fahrzeugen der Fall ist.

 

Von daher war es hilfreich, dass unser vollausgestattetes Testfahrzeug mit dem optionalen Glasdach ausgerüstet war. Umso luftiger ist dann allerdings auch die Sicht und der Eindruck vom Rücksitz aus, denn hier kommen die Vorzüge des Panoramadachs voll zur Geltung.

 

Kofferraum

Mustang Mach-E Kofferraum
Der Kofferraum des Mustang Mach-E fasst immerhin 402 Liter.

Beim Kofferraumvolumen spielt der Mustang Mach-E für einen Crossover-SUV mit 402 Litern Stauraum bzw. 1'420 Litern bei umgeklappten Rücksitzen irgendwo im Mittelfeld. Die Rückbank lässt sich geteilt umklappen, wobei sich eine fast ebene Ladefläche ergibt.

 

Die elektrisch öffnende Heckklappe (optional) und eine relativ tief liegende Ladekante machen das Beladen des Kofferraums ziemlich einfach. Unter dem Kofferraumboden befindet sich ein etwa 10cm hoher Zwischenboden, der Platz bietet für Ladekabel, Sicherheitswesten usw.

 

Das ist sehr praktisch, gleichzeitig sollte man aber bedenken, dass bei einem gut gefüllten Kofferraum dieser Zwischenboden nur beschränkt geeignet ist für die Aufbewahrung des Ladekabels. Denn bei einem Ladehalt riskiert man so, ein Grossteil des Gepäcks zuerst ausladen zu müssen, bevor man das Ladekabel hervornehmen kann.

 

Mustang Mach-E Frunk
Der vordere Kofferraum des Mach-E ist geräumig und überhaupt nicht wasserscheu.

Zum guten Glück hat Ford aber auch in Sachen Kofferraum vieles richtig gemacht und dem Mustang Mach-E einen anständigen Frunk (vorderer Kofferraum) spendiert.

 

Dieser fasst wie bei anderen Hersteller nicht nur gerade ein Ladekabel, sondern ist mit einem Volumen von 81 Litern gross genug für "richtiges" Gepäck.

 

Ebenfalls eine gute Idee ist das Wasserablaufventil, welches unten im Boden des Frunks eingelassen ist. So können nasse oder dreckige Sachen ohne grösseren Kollateralschaden verstaut und falls nötig kann der Frunk danach ganz einfach mit einem Schlauch ausgespült werden. Obwohl ein solches Szenario vermutlich bei den wenigsten regelmässig vorkommt, ist es trotzdem ein nettes Feature.

 

Bedienung

Mustang Mach-E Main Display
Das 15.5 Zoll grosse Display bietet eine einfache, schnelle und intuitive Bedienung.

Wenn man im Mustang Mach-E Platz nimmt, ist die erste Interaktion normalerweise das Drücken des Start-Knopfs, der sich rechts vom Steuerrad befindet. Dadurch ist das Fahrzeug angeschaltet und auch der grosse Bildschirm wird damit zum Leben erweckt. Dort erfolgt auch gleich eine nette Animation, welche allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, das das Aufstarten des Infotainment-Systems für unseren Geschmack ein wenig zu lange dauert. Wenn das System allerdings mal gestartet ist, funktioniert es sehr flott und ohne Verzögerungen.

 

Die neuste Infotainment Generation von Ford namens SYNC 4 ist definitiv eines der besseren Systeme, die wir in Elektroautos bisher gesehen haben. Die Menü-Struktur ist ziemlich selbsterklärend und die Navigations-Struktur wurde bewusst relativ flach gehalten, so dass man sich nicht zuerst durch gefühlte 27 Untermenüs hangeln muss, um die gewünschte Einstellung vorzunehmen.

 

Auch die Auflösung und die Bildgrösse der Rückfahrkamera sowie der 360° Rundumsicht gehören zum Besseren, was wir bis jetzt getestet haben.

 

Mustang Mach-E mit B&O Soundsystem
Das optionale B&O Soundsystem mit 10 Lautsprechern liefert ordentlich Wumms.

Der Bildschirm des Mach-E ist in 4 Bereiche eingeteilt. Zuoberst befindet sich eine Art Kopfzeile mit Zeit, Temperatur etc. Darunter folgen die beiden grossen Fenster, in welchen je nach Situation unterschiedliche Inhalte dargestellt werden.

 

Der unterste Teil des Bildschirms ist wieder gleichbleibend. Dort können Klimakontrolle, Sitzheizung, Scheibendefroster etc. eingestellt werden. Nicht zu vergessen den grossen, physischen Drehknopf, den man dort auf dem Bildschirm angebracht hat und mit dem die Musik-Lautstärke angepasst werden kann.

 

Als der Mach-E Weltpremiere feierte, wurde dieser Drehknopf von einigen als gelungene Kombination zwischen haptischen Elementen und einem Touchscreen gepriesen. Wir sind da ein wenig anderer Meinung. Denn die Lautstärke kann auch bequem vom Lenkrad aus eingestellt werden. Dadurch hätte man sich den Drehknopf sparen und diesen Real Estate auf dem Bildschirm anderweitig bzw. flexibler nutzen können. Oftmals wären wir nämlich froh gewesen, wenn die oberen Elemente ein wenig grösser dargestellt worden wären, was so jedoch nicht möglich ist.

 

Ford Mustang Mach-E Mittelkonsole
Mittelkonsole des Mach-E mit Getränkehalter, induktiver Handy-Ladeschale und USB-Anschluss.

Sehr lobenswert ist hingegen die Möglichkeit von Over-The-Air Updates. Damit bezeichnet man die Möglichkeit des Fahrzeugs, neue Updates, Features, Funktionen und Einstellungen runterzuladen, so dass die Qualität, Leistungsfähigkeit und der Komfort des Autos laufend ausgebaut und verbessert wird. Während Tesla dies schon seit 2012 in all ihren Fahrzeugen anbietet, ist es schön zu sehen, dass ein knappes Jahrzehnt nach Tesla nun auch Porsche mit dem Taycan und Ford mit dem Mustang Mach-E auf diesen Zug aufgesprungen sind.

Update vom Juli 2021:
Offenbar ist es so, dass die Over-The-Air Updates erst ab voraussichtlich Oktober 2021 funktionieren werden. Bis dahin müssen die Fahrzeuge für Updates noch ganz traditionell zum Händler gebracht werden.

 

Der Mach-E ist, wie es sich für ein heutiges Auto gehört, auch mit einer ganzen Armada an elektronischen Sicherheits- und Fahrassistenzsystemen ausgerüstet. Der Intelligent Drive Assist mit Fahrspur- und Stau-Assistent sowie adaptivem Tempomat. Rückwärts-Einpark-Assistent, Pre-Collission-Assist mit Ausweichassistent, usw. Aufgrund der beschränkten Zeit, die wir mit dem Fahrzeug hatten, konnten wir diese Systeme jedoch nicht ausgiebig testen und möchten deshalb an dieser Stelle auch kein Urteil darüber abgeben.

 

Fahrverhalten

Ford Mustang Mach-E auf dem Flughafen Buochs / Schweiz
Ze red one goes faster... der Mach-E glänzt mit guten Fahreigenschaften. (Bild: Kevin Flury)

Unser Extended Range AWD Modell mit dem 88 kWh Akku bietet 258 kW resp. 351 PS und ein Drehmoment von 580 Nm. Daraus resultiert ein Sprint von 5.1 Sekunden auf 100 km/h, während die Höchstgeschwindigkeit bei allen vier Ausführungen bei 180 km/h gedeckelt ist.

 

Die beiden Allrad-Ausführungen kommen auf 225 mm breiten 19-Zoll Reifen daher. Diese sorgen dafür, dass die Kraft der beiden Motoren auch standesgerecht auf die Strasse gebracht wird.

 

Beim Sprint geradeaus kaschiert sowohl die erlebte Beschleunigung als auch das Fahrverhalten die Tatsache, dass der Mach-E in der von uns gefahrenen Ausführung mit fast 2'300 kg auch für ein Elektroauto eher auf der schwereren Seite ist.

 

Ford Mustang Mach-E
Mit dem griffigen Lenkrad lässt sich der Mach-E auch mal sportlich durch die Kurven hetzen.

In Sachen Fahrwerksabstimmung haben die Ford-Ingenieure einen guten Mittelweg gefunden: Der Mach-E lässt sich sportlich bewegen mit nur geringer Seitenneigung und auch die Lenkung fühlt sich direkt an, ebenso wie die Gas- bzw. Stromannahme.

 

Der Mustang schreckt auch vor sportlich gefahrenen Kurven nicht zurück, dort macht sich aber sein leichtes Übergewicht wieder bemerkbar, denn die Grundlagen der Physik lassen sich auch mit einem toll abgestimmten Fahrwerk nicht wirklich überlisten.

 

Trotz aller sportlichen Ambitionen wirkt das Elektroauto aber nie zu ruppig oder zu hart. Schliesslich soll der Mustang Mach-E, ungeachtet aller Pferde-Gene, als Crossover-SUV auch Familien ansprechen.

 

Ford Mustang Mach-E in rot
Das 1-Pedal-Driving hat Ford beim Mach-E vorbildlich gelöst.

Die 3 Fahrmodi:

Die Fahrerin im Mach-E kann zwischen den drei Fahrprogrammen "Zahm", "Aktiv" und "Temperamentvoll" wählen. Diese haben Einfluss auf die Steuerung und das Ansprechverhalten des Gaspedals.

 

Beim Temperamentvoll-Modus kann man den Innenraum des Fahrzeugs noch mit künstlichem Motorsound beschallen lassen. Tja, was sollen wir dazu sagen? Jedem das seine, aber wir haben es gerade wieder abgeschaltet.

 

Sehr gut gefallen hat uns hingegen die 1 Pedal Drive Option. Das Rekuperieren beim Loslassen des Gaspedals funktioniert stark genug so dass man sowohl für die Beschleunigung als auch das Verlangsamen bis zum kompletten Stillstand des Fahrzeugs nur das Gaspedal zu betätigen braucht. Nice.

 

Reichweite

Digitaler Tacho Mustang Mach-E
Die Reichweite des Mach-E Extended Range mit AWD beträgt gemäss EPA-Norm 435 km.

Die offizielle Reichweite gemäss WLTP beträgt bei unserem Testfahrzeug 540 km. In der realistischeren amerikanischen EPA-Norm entspricht dies einer Norm-Reichweite von 435 km.

 

Wir schätzen, dass die effektive Reichweite auf Schweizer Autobahnen je nach Temperatur und Witterung etwa 300 - 400 km betragen wird. Bei Fahrten vorwiegend innerorts oder Überland dürfte die EPA-Reichweite von 435 km machbar sein.

 

Wem dies noch nicht reicht, sollte zum Mach-E mit Extended Range Akku und Heckantrieb greifen. Aufgrund des fehlenden Frontmotors ist dieser mit einer Beschleunigung von 0-100 km/h in 6.1 Sekunden naturgemäss nicht ganz so flink wie unser allradgetriebenes Testfahrzeug. Dafür trumpft er dank des geringeren Gewichts mit einer Reichweite von 610 km gemäss WLTP bzw. 483 km gemäss EPA-Norm auf.

 

Gerade mit dem grösseren Extended Range Akku braucht sich der Mach-E in Sachen Reichweite also nicht zu verstecken. Doch da auch die grösste Reichweite irgendwann mal zu Ende ist, kommt es bei der Königsdisziplin, auf der Langstrecke nämlich, auf ganz was anderes drauf an als die reine Reichweite, und zwar wie schnell dass ein Elektroauto wieder aufgeladen werden kann. Und wie es der Zufall will dreht sich ausgerechnet das nächste Kapitel genau um diese Thema...

 

Aufladen

Mustang Mach-E mit offenem Ladeanschluss
Der Ladeanschluss des Mach-E befindet sich vorne auf der linken Fahrzeugseite.

Die Ladeklappe des Mustang Mach-E befindet sich auf der linken Fahrzeugseite zwischen Vorderrad und A-Säule. Wir von ElektroautoCoach hätten den Ladeport jedoch lieber entweder mittig in der Front oder sonst am Heck oberhalb des Hinterrads gesehen.

 

Der Grund dafür ist schnell erklärt. Gerade bei Schnellladestationen ist es von Vorteil, wenn der Ladeport entweder an der Front bzw. am Heck des Fahrzeugs ist, so dass sich der Ladeanschluss nach dem Parkieren möglichst nah an der Ladesäule befindet.

 

Denn die Gleichstrom-Kabel sind immer fest angeschlagen, teilweise eher auf der kurzen Seite und sie lassen sich auch nicht durch ein zusätzliches Kabel verlängern.

 

Mustang Mach-E Wechselstromladen Wallbox
Der Mustang Mach-E lädt Zuhause an der Wallbox mit bis zu 11 kW. (Bild: Ford)

Beim Wechselstromladen Zuhause kann der Mustang Mach-E an einer Haushaltssteckdose geladen werden, wovon wir aber grundsätzlich abraten. Wieso das so ist erfahren Sie auf unserer Seite zum Thema Ladeinfrastruktur. Schneller und vor allem sicherer ist da eine Wallbox, z.B. die von Ford, mit welcher der Mach-E dreiphasig mit bis zu 11 kW lädt.

 

Unterwegs kann der Mach-E über den CCS-Anschluss mit bis zu 150 kW geladen werden. Verschiedene Tests haben allerdings gezeigt, dass diese Ladeleistung nur ganz am Anfang anliegt und das Fahrzeug bereits ab einem Batterie-Ladestand von etwa 10% die Ladeleistung schon auf 100 kW oder noch weniger reduziert. Vergleichbare Mitbewerber können statt max. 150 kW mit bis zu 250 kW laden und auch bei einem Ladestand von etwa 50% laden diese noch mit 150 kW.

 

Das der Mustang so schnell runterregelt ist ein wenig schade, denn wie weiter oben erwähnt ist auf der Langstrecke ein schnelles Laden fast wichtiger als die reine Reichweite.

 

Aber wer weiss, vielleicht ist Ford diesbezüglich noch bewusst auf der konservativen Seite und vielleicht werden sie die zulässige Ladeleistung mit einem Over-The-Air Update noch erhöhen, sobald sie mehr Erfahrungen mit der Degradation ihrer Mach-E Akkus sammeln konnten?

 

Preise und Marktstart Schweiz

Mustang Mach-E rot Front
Der Mustang Mach-E vor dem Bürgenstock Resort.

In der Schweiz ist der Ford Mustang Mach-E ab Ende Mai 2021 erhältlich. In der günstigsten Basisausführung mit Standard Range Akku und Heckantrieb kostet er CHF 49'560.00.

 

Der Basispreis unseres Testfahrzeugs, dem Extended Range mit Allradantrieb kostet CHF 68'940.00. Zusätzlich hatte unser Testfahrzeug noch das Technologie-Paket 2 mit Panoramadach, B&O Soundsystem, Premium-Sitzen uvm für CHF 3'400.00. Das tolle Metallic Rot schlägt nochmals mit CHF 1'250.00 zu Buche.

 

Auch in Sachen Bestellvorgang beschreitet Ford mit dem Mach-E neue Wege: Das Fahrzeug kann nur online konfiguriert und bestellt werden. Die Auslieferung erfolgt dann über einen Ford-Partner Ihrer Wahl.

 

Fazit

Mustang Mach-E Hecklichter
Der Mach-E mit den typischen Mustang Heckleuchten.

Nachdem es während vielen Jahren in Sachen Elektromobilität sehr still war um Ford haben Sie mit dem Mustang Mach-E ein wirklich gelungenes Elektroauto herausgebracht.

 

Sowohl Reichweite wie auch Fahrleistung und -verhalten geben keinen Anlass zur Klage. Gewisse Details wie zum Beispiel die PIN-Türöffnung oder den Wasserablauf im Frunk sind sogar sehr innovativ und zeigen, dass Ford es mit dem Mustang Mach-E sehr ernst meint und nicht einfach nur ein mittelmässiges Compliance Fahrzeug wie damals den Ford Focus Electric raushauen wollte.

 

Auch in Sachen Software, Bedienung sowie Over-The-Air Updates könnte sich noch mancher deutscher (Premium-) Hersteller eine Scheibe von Ford abschneiden.

 

Das grösste Manko des Mustang Mach-E ist aus unserer Sicht die eher bescheidene Leistung beim Gleichstrom-Schnellladen unterwegs. Doch spielt das überhaupt eine grosse Rolle?

 

Sagen wir's mal so: Wenn jemand häufig Langstrecke fährt und dabei mehr als 300-400 km an einem Tag zurücklegt, muss man sich einfach bewusst sein, dass der Mach-E etwas längere Ladepausen benötigt. In dieser Hinsicht und in diesem Preissegment ist nach wie vor Tesla mit dem Model 3 und dem Model Y DER Benchmark in Sachen Energieeffizienz, Ladegeschwindigkeit und Ladeinfrastruktur.

 

Alle anderen Personen jedoch, welche nicht zur Kategorie der notorischen Kilometerfresser gehören, für all diejenigen ist der Ford Mustang Mach-E ein sehr interessantes Elektroauto. Uns hat der Mach-E definitiv sehr viel Spass und Freude bereitet.

 

 

Bildergalerie Ford Mustang Mach-E