Hyundai KONA electric

Fahrbericht Hyundai KONA electric

Nachdem Hyundai den KONA Ende 2017 mit Verbrennungsmotor herausbrachte, ist er seit 2018 bzw. 2019 auch als rein elektrische Version sowie als Hybrid verfügbar. Ähnlich wie schon beim Ioniq verfolgt Hyundai auch beim KONA den Ansatz, auf einer Plattform drei verschiedene Antriebskonzepte unterzubringen. Diese Kompromisslösung vereinfacht die Herstellung, da die unterschiedlichen Fahrzeugtypen auf derselben Produktionsstrasse gefertigt werden können.

 

Für die elektrische Version des Fahrzeugs bringt dieser Ansatz aus Nutzersicht jedoch auch Nachteile mit sich. So können beispielsweise die Vorteile des platzsparenden Elektro-Antriebs nicht hundertprozentig ausgenutzt werden, da die anderen Antriebsformen ja auch mitberücksichtigt werden müssen. ElektroautoCoach hat die batterieelektrische Variante getestet, um herauszufinden, ob es sich beim Hyundai KONA electric um ein ausgereiftes Elektroauto oder lediglich um einen schlechten Kompromiss handelt.

Äusseres

Hyundai KONA electric
Kompakter Mini-SUV - der Hyundai KONA electric

Der Hyundai KONA electric ist ein kompakter Crossover. Mit einer Länge von 4.18m und einer Breite von 1.8m gehört er zu den kleineren Vertreter der SUVs.

 

Die Front wird dominiert von den flachen, langgezogenen Scheinwerfer. Der dunkle Kühlergrill seiner stinkenden Brüder wurde beim rein elektrischen KONA durch eine geschlossene Fahrzeugfront in Karosseriefarbe ersetzt. Die schwarzen Kotflügel, die standardmässig vorhandene Dachreling sowie die ab der B-Säule abfallende Dachlinie sorgen für einen sportlichen SUV-Look.

 

Unser Testfahrzeug kam in einem knalligen, hellen rot (Tangerine Comet) daher. Insgesamt kann aus sieben Karosseriefarben gewählt werden, in Kombination mit einem Dach, das ebenfalls in derselben Farbe oder alternativ in schwarz, grau oder weiss ausgeführt ist.

 

Der KONA hat einen Luftwiderstandswert von 0.29, der einiges höher ist als die 0.24 von Hyundai's Sparmeister Ioniq, was aber in erster Linie durch die Fahrzeughöhe von 157 cm bedingt ist. Im Kapitel Reichweite werden wir sehen, inwiefern sich der schlechtere Luftwiderstandswert auf den Verbrauch bzw. die Reichweite auswirkt.

Innenraum

Hyundai KONA electric Cockpit
Die erste Sitzreihe des KONA bietet genug Platz und eine gute Sicht nach vorne

In der ersten Reihe des KONA sitzt es sich angenehm. Die Sitze sind bequem und auch Grossgewachsene finden eine passende Sitzposition, sofern es sich nicht gerade um Profi-Basketballer handelt.

 

In der zweiten Reihe sieht's jedoch nicht ganz so rosig aus. Bei der Beinfreiheit herrschen Zustände wie in der Charter-Economy-Klasse und die Knie sind aufgrund des Akkus im Unterboden ziemlich stark angewinkelt.

 

Für eine kurze Fahrt durchaus machbar, aber auf der Langstrecke definitiv kein Vergnügen.

 

Wir würden deshalb den KONA nicht als 4 oder gar 5 Plätzer bezeichnen, sondern eher als 2+2 oder 2+3 Plätzer. 

Hyundai KONA electric Mittelkonsole
Die Tasten auf der Mittelkonsole sind leicht verständlich und gut zu bedienen

Bei den Materialien im Innenraum dominiert Plastik. Das sieht grundsätzlich nicht schlecht aus, aber speziell hochwertig kommt es trotzdem nicht daher.

 

Das Cockpit wird dominiert von zwei Elementen: der Mittelkonsole sowie dem mittig angeordneten Bildschirm. In der günstigeren Amplia Ausführung handelt es sich um einen 7-Zoll Bildschirm. Die von uns getestete Vertex Ausführung bietet einen 8-Zoll Farbdisplay mit 7 Jahren gratis Navi-Updates.

 

Auf der Mittelkonsole befinden sich die Knöpfe für die Gangwahl, die Handbremse und weitere Funktionen wie Sitzheizung oder -lüftung sowie die Lenkradheizung, Drive Mode, Auto Hold etc. Dies ist alles soweit gut gemacht und funktionell angeordnet. 

Hyundai KONA electric Navi
Spektakulär unspektakulär - das Navi und die Bedienung des Touchscreens sind ok

Die Gangwahl mittels den Knöpfen haben wir schon beim Ioniq kritisiert. Das Konzept ist zwar völlig selbsterklärend und klappt eigentlich einwandfrei. Aber dieselbe Funktion hätte man unserer Meinung nach wesentlich platzsparender realisieren und so den Platz auf der Mittelkonsole anderweitig nutzen können. Oder man hätte so die Mittelkonsole im vorderen Bereich etwas schmaler ausführen können, so dass die Beine seitlich ein wenig mehr Platz gehabt hätten.

 

Die Bedienung des Navi, der Musik sowie der anderen Elemente auf dem Touchscreen sind relativ selbsterklärend. Der Qualität des 8-Zoll Bildschirms ist ok und auch die Qualität der Rückfahrkamera geht in Ordnung, unspektakuläres Mittelfeld würden wir meinen.

 

Positiv ist das Vorhandensein von DAB+ Radio sowie induktives Laden für Smartphones schon bei der einfacheren Ausführung.

Fahrverhalten

Hyundai KONA electric Scheinwerfer
Der beste KONA: die Elektro-Ausführung fährt sich am agilsten und lässt seine beiden stinkenden Brüder alt aussehen.

Durch die im Unterboden angeordneten Batterien profitiert der KONA wie die meisten Elektroautos von einem ausserordentlich tiefen Schwerpunkt.

 

Was die Kurvenlage und die praktisch nicht vorhandene Seitenneigung anbetrifft, ist er seinen konventionell angetriebenen Brüdern überlegen. Der 150 kW resp. 204 PS leistende Permanentmagnet-Synchronmotor liefert wie alle Elektromotoren das volle Drehmoment von 395 Nm ab dem Start und schafft den Spurt auf 100 km/h in 7.6 Sekunden. Die Kraft wird dabei auf die Vorderräder übertragen, eine Allradversion ist nicht erhältlich.

 

Die Traktion der Vorderräder ist nicht schlecht, aber in "Extremsituationen" wie volle Beschleunigung aus dem Stillstand oder auf nasser Fahrbahn können die Vorderräder nicht genug Grip aufbauen und die Vorderräder drehen auf den ersten paar Metern durch.

 

Dies kann man dem KONA allerdings nur teilweise als Schwäche ankreiden, da dieses Phänomen bei allen Elektroautos mit Vorderradantrieb und grossem Akku bzw. kräftigem Motor auftritt. Zudem lässt sich das Strompedal beim KONA relativ gut dosieren, so dass man das Durchdrehen der Räder einfach forcieren, aber genauso einfach auch vermeiden kann.

Hyundai KONA electric
Die aerodynamisch geformten Felgen helfen, den Energieverbrauch gering zu halten

Das Fahrverhalten des KONA ist relativ sportlich. Das Fahrwerk ist eher straff ausgelegt und die Lenkung einigermassen direkt, trotzdem bietet sie nur mässige Rückmeldung. Bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn wirkt sie ein wenig schwammig, ähnlich wie beim Ioniq.

 

Wenn wir schon beim markeninternen Elektroauto-Vergleich sind: ebenso wie beim Ioniq ist die Höchstgeschwindigkeit des KONA abgeriegelt, bei etwa 170 km/h. Obwohl uns das Fahrverhalten des KONA im grossen und ganzen gut gefallen hat, fährt sich der Ioniq trotzdem nochmal ein Spürchen besser.

 

Wie der Ioniq ist auch der KONA in der teureren Vertex-Ausführung mit einigen elektronischen Helfern ausgerüstet wie ein Automatisches Notbremssystem inklusive Frontkollisionswarnung, adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent und ein Totwinkelassistent.

 

Die Sicht nach vorne ist gut, die erhöhte Sitzposition und die relativ kurze Motorhaube verhelfen zu guter Übersichtlichkeit. Die Sicht nach hinten bzw. nach schräg hinten ist nicht ganz so prickelnd. Dort führen die breite C-Säule und das relativ kleine Heckfenster in Kombination mit den abstehenden Kopfstützen zu entsprechenden Punkteabzügen. Hier erweisen sich die Parksensoren sowie die Rückfahrkamera als praktische elektronische Helferlein.

Reichweite

Hyundai KONA electric
Der elektrische KONA bietet innerorts und Überland eine realistische Reichweite von bis zu 450 km

Der KONA läuft in Südkorea mit zwei verschiedenen Akkugrössen vom Band: 39 kWh und 64 kWh. In der Schweiz wird er jedoch nur in der grösseren 64 kWh Ausführung angeboten.

 

Die offizielle Reichweite gemäss WLTP beträgt 449 km, die realistischere amerikanische EPA-Norm vermeldet 416 km.

 

Bei einer Fahrt Innerorts oder Überland kann der KONA sehr sparsam mit einem Verbrauch von 13-14 kWh auf 100 km bewegt werden, so dass die WLTP-Reichweite von 449 km durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Auf der Autobahn sieht's ein wenig anders aus. Aufgrund seiner Höhe und des daraus resultierenden grösseren Luftwiderstands, der sich naturgemäss vor allem bei höheren Geschwindigkeiten negativ auf die Reichweite auswirkt, liegt der Verbrauch bei 120 km/h eher um die 20 kWh pro 100 km. Damit kommt man auf eine Reichweite von immerhin noch etwas mehr als 300 km. Damit hat der KONA genügend Reichweite, um für alltägliche Fahrten bestens gerüstet zu sein. Wie sieht's jedoch mit längeren Fahrten aus? Im nächsten Abschnitt "Aufladen" dazu mehr.

 

Wie beim Ioniq ist auch im KONA die Reichweitenanzeige ziemlich realistisch. Das ist auch richtig und wichtig so, denn nichts Unangenehmeres, als wenn sich die km Angabe der Restreichweiten-Anzeige selbst bei normaler Fahrweise vor den eigenen Augen quasi in Luft auflöst. Denn gerade bei Elektroauto-Novizen kann dies sehr beunruhigend sein. Diesbezüglich hat Hyundai mit dem KONA alles richtig gemacht.

Aufladen

Hyundai KONA electric
Fällt schon von weitem auf: der geschlossenen Kühlergrill in Wagenfarbe. Hinter der Ladeklappe verbirgt sich ein CCS- und ein Typ2-Anschluss

Die Ladeklappe des KONA befindet sich in der Front, von vorne gesehen rechts des Hyundai Logo. So kann man bequem vorwärts zur Ladesäule hin parkieren. Für die Schnellladung unterwegs steht ein CCS-Anschluss zur Verfügung, der (theoretisch) eine Ladeleistung von bis zu 100 kW bietet. Wir haben es nur auf knapp 80 kW gebracht. Zudem regelt der KONA ab einem Ladestand von etwa 50% die Ladeleistung relativ drastisch runter.

 

So ist es zwar grundsätzlich lobenswert, dass sich der KONA mit mehr als der von den meisten Mitbewerbern angebotenen 50 kW laden lässt. Zu einem Meister der Langstrecke macht ihn das aber noch nicht.

 

Beim Wechselstromladen Zuhause kann der KONA mittels einer Wallbox einphasig mit 3.6 kW Laden. Damit können pro Stunde etwa 25 km geladen werden. An einer öffentlichen Ladestation mit Typ 2 Anschluss schafft er immerhin 7.2 kW.

Kofferraum

Hyundai KONA electric Kofferraum
Der KONA hat einige Stärken - der Kofferraum gehört allerdings nicht dazu.

Mit 332 Liter fällt das offizielle Fassungsvermögen des Kofferraums des Hyundai KONA eher bescheiden aus. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 60:40 umlegen, wodurch das Ladevolumen auf 1114 Liter anwächst. Dabei sind die Rücksitze nicht ganz eben, aber immerhin ist der Übergang zwischen Kofferraum und Rücksitzen ohne lästigen Höhenunterschied. Dies kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kofferraum nicht zu den Stärken des KONA gehört.

 

 

Unter dem Kofferraumboden bieten zwei Fächer noch weiteren Stauraum. Allerdings nur in sehr begrenztem Masse. Der Grund hierfür liegt in der Batterie, die unter dem Kofferraum verbaut ist. An solchen Details merkt man den Kompromiss, den Hyundai mit seiner 3-fach motorisierten KONA Plattform eingehen musste.

 

Bei einer reinen Elektroplattform hätte Hyundai die Batterie in den Unterboden zwischen den Radachsen platzieren können, wie das bei Tesla oder auch beim Kia Soul EV der Fall ist. Diese Bauweise ergibt nicht nur einen optimal tiefen Schwerpunkt, sondern offeriert auch möglichst viel nutzbaren Raum für die Insassen resp. ihr Gepäck.

Preise

Hyundai KONA electric
In beiden Ausführungen Amplia und Vertex kommt der KONA gut ausgestattet daher

Der Hyundai KONA Electric ist in der Schweiz in zwei Versionen verfügbar. Ausführung Amplia kostet CHF 46'990.00, die besser ausgestattete Vertex Ausführung ist für CHF 52'200.00 erhältlich.

 

Beide Ausführungen sind schon relativ komplett, dementsprechend kurz fällt die Liste mit den aufpreispflichtigen Optionen aus. Nebst einer Metallic-Lackierung für CHF 750.00 resp. eine zweifarbige Lackierung für CHF 650.00 gibt's nur noch ein elektrisches Glasschiebedach für CHF 750.00.

 

Die üppige Ausstattung soll nicht darüber hinweg täuschen, dass der KONA kein Schnäppchen ist. So ist beispielsweise ein Tesla Model 3 in der Standard-Reichweite Plus Ausführung ab CHF 45'980.00 erhältlich. Zwar hat es mit 409 WLTP-km nur 85% der Reichweite des KONA, das Model 3 bietet jedoch nebst mehr Platz für Personen und Gepäck.

 

Wenn jemand häufiger weitere Strecken fährt, wäre das Tesla Model 3 Standard Plus wohl unsere bevorzugte Wahl, nicht zuletzt wegen des Autopiloten, der höheren Laderate von > 100 kW sowie des europaweiten Tesla-Supercharger Netzwerks.

Fazit

Hyundai KONA electric
Wer ein kompaktes Elektroauto sucht, dürfte mit dem KONA happy werden. Für Familien und Transport-Fetischisten ist er ein wenig zu klein

Wie schon mit dem Ioniq hat es Hyundai auch beim KONA geschafft, trotz der gemeinsamen Plattform mit den Verbrenner-Versionen ein überzeugendes Elektroauto abzuliefern.

 

Der 64 kWh Akku sorgt für eine anständige Reichweite und der kräftige Motor verleiht diesem kompakten Fahrzeug entsprechende Souveränität.

 

Alles Licht und eitel Sonnenschein also? Leider nicht ganz. Denn durch die geringe Fahrzeuggrösse fällt das Platzangebot in der hinteren Sitzreihe und im Kofferraum ziemlich bescheiden aus. Als Familienauto kommt der KONA deshalb definitiv nicht in Frage.

 

Bei Singles oder Paaren sieht es hingegen anders aus. Wer eine leicht höhere Sitzposition bevorzugt und die hintere Sitzreihe nicht zwingend für zusätzliche Personen benötigt, der hat mit dem KONA ein interessantes Elektroauto zur Auswahl. In diesem Sinne sagen wir: gut gemacht Hyundai und weiter so!

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