Haben wir genug Strom?

 

Aus dem Bekanntenkreis hört man immer wieder mal die Aussage "Elektroautos sind ja gut und recht, aber wenn alle elektrisch unterwegs wären, bräuchte es sicher neue Atomkraftwerke, damit wir genügend Strom haben".

 

ElektroautoCoach meint:

Es wird genügend Strom geben. Eine vollständige Elektrifizierung der Schweizer PKWs wird den Stromverbrauch um ca. 10-15 % erhöhen. Diese Umstellung wird sich zudem über einen längeren Zeitraum hinziehen und ist somit durchaus zu bewältigen.

 

Die Schweiz sollte aber gleichzeitig die Herausforderungen der Energiewende als Chance sehen. Vorwärtsschauender Fortschritt statt Angstmacherei und rückwärtsgewandtes Festhalten am Status Quo. Es gilt, unter die Fehler der Vergangenheit (AKWs) einen Schlussstrich zu ziehen und stattdessen nachhaltige Energien zu fördern. Gleichzeitig müssen wir die Energieeffizienz durch sinnvolle Massnahmen steigern wie beispielsweise Verbesserung der Wärmedämmung bei Gebäuden, Einsatz energiesparender Haushaltsgeräte, usw.

 

Benzin benötigt auch Strom

Bei der Frage, ob bei einer Elektrifizierung sämtlicher Fahrzeuge genügend Strom vorhanden ist, geht gerne vergessen, dass auch der konventionelle Treibstoff nicht an der Tankstelle wächst. Oder wussten Sie, dass beispielsweise die Raffinierung, also die Umwandlung von Rohöl in Benzin oder Diesel ein extrem energieintensiver Prozess ist?

 

Angenommen Sie fahren einen Mittelklassewagen, der 7 l Treibstoff auf 100 km verbraucht. Alleine in der Raffinerie werden etwa 11 kWh Strom benötigt, um die 7 l Benzin herzustellen. Zum Vergleich: Ein Tesla Model S verbraucht auf 100 km etwa 20 kWh Strom. Mit anderen Worten: Allein schon mit der Menge Strom, der für die Umwandlung von Öl zu Benzin benötigt wird, fährt der Tesla etwa 55 km weit.

 

Dieses Beispiel soll illustrieren, wie viel effizienter ein Elektrofahrzeug mit der Energie umgeht. Und wie wichtig es ist, nicht nur den eigentlichen Verbrauch, sondern die ganze Herstellungskette, von der Quelle bis hin zum Rad (well-to-wheel) anzuschauen.

 

Anstieg des Stromverbrauchs und Energiewende

So geht man momentan davon aus, dass eine vollständige Elektrisierung der Schweizer Fahrzeugflotte ungefähr einen 10-15 prozentigen Anstieg des Stromverbrauchs zur Folge hätte.

 

Da dieser Wandel aber nicht von heute auf morgen geschieht, sondern sich über Jahre hinzieht, ist dieser Anstieg durchaus zu meistern. Es ist aber wichtig, dass in dieser Zeit die erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse weiter ausgebaut werden. Aktuell kaufen wir für etwa 12-15 Milliarden Franken pro Jahr Erdöl und Erdgas im Ausland ein.

 

Diese Mittel wären wesentlich sinnvoller und nachhaltiger eingesetzt, wenn man damit die Energiewende unterstützen würde. Statt das Geld an teils dubiose Staaten zu überweisen, hätten wir die Möglichkeit, unsere Energieversorgung möglichst unabhängig und autonom zu gestalten. So ist es doch erstaunlich, dass gerade Parteien, die sonst das Schweizer Fähnchen nie hoch genug strecken können und gerne über das böse Ausland schimpfen, weiterhin in dieser Abhängigkeit vom Ausland leben wollen.

 

Dabei ist es längst erwiesen, dass durch unseren Hunger nach fossilen Brennstoffen zweifelhafte Regime unterstützt, Kriege geführt und menschliches Elend sowie Flüchtlingsströme verursacht werden. Und ganz nebenbei zerstören wir auch noch unsere Lebensgrundlage, so von wegen Klimawandel und so.

 

Sehr eindrücklich zeigt Anton Gunzinger in seinem Buch "Kraftwerk Schweiz" auf, wie die Energiewende hierzulande gelingen kann und welche verschiedene Szenarien es gäbe. Dabei ist Herr Gunzinger nicht etwa ein typischer Grüner, ganz im Gegenteil. Der liberale Vollblut-Unternehmer wollte ursprünglich beweisen, dass ein Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie bei uns in der Schweiz eben NICHT funktioniert. Umso erstaunter war er und sein Team, als sich abzeichnete, dass es nicht nur machbar, sondern langfristig sogar ökonomischer (und natürlich ökologischer) ist.

 

Sollten Sie sich für diese Thematik interessieren, können wir Ihnen dieses Buch wirklich empfehlen.

 

Ende des fossilen Zeitalters

In der Zukunft wird die Menschheit auf das Zeitalter der fossilen Brennstoffe als Epoche mit grossen Wohlstandgewinn und technischem Fortschritt zurückschauen. Gleichzeitig wird es aber auch als sehr dunkles Kapitel in die Geschichte eingehen, da wir die exorbitante Rechnung für unser Tun einfach unseren Enkeln und Urenkeln überlassen haben.

 

Doch zum Schluss noch eine gute Nachricht:

Inzwischen gibt es genügend Alternativen, um von unserer Ölsucht wegzukommen.

Wir müssen es einfach nur machen.