Kia Soul EV - der kantige Stromer aus Südkorea

Kia Soul EV Frontansicht

Kia produziert den Soul seit 2008. Aber erst 2014, mit der zweiten Generation, hat Kia nebst den Verbrenner-Versionen auch einen Soul mit reinem Elektroantrieb auf den Markt gebracht. Dieser unterscheidet sich von den anderen Modellen durch einen vollverkleideten Kühlergrill, neu gestalteten LED-Rückleuchten sowie einem voll verkleideten Unterboden, der für eine verbesserte Aerodynamik sorgt.

 

Der Soul EV hat also wie der VW e-Golf oder der Hyundai Ioniq das Problem, dass er nicht von Anfang an als reines Elektrofahrzeug konzipiert wurde, sondern sich die Plattform mit seinen Verbrenner-Brüdern teilen muss. Dies führt zwangsläufig zu konstruktionsbedingten Kompromissen und ist somit nicht ideal, da die Vorteile eines Elektroantriebs nicht in vollem Masse ausgeschöpft werden können.

 

So viel sei hier aber schon mal vorweggenommen: Kia hat den Soul trotz seiner Verbrenner-Vorfahren recht gut hinbekommen.

 

Alternativen zum Kia Soul EV:

Die Renault Zoe ZE 40 ist ein ähnlich kompaktes, handliches Fahrzeug mit guter Reichweite ab CHF 26'300.

Ist Ihnen sportliches Fahren wichtig? Der Opel Ampera-e hat einen kräftigen Antrieb und eine tolle Reichweite, ab CHF 41'900.

Eine weitere Alternative wäre der BMW i3. Ebenfalls sehr kompakt und dennoch mit einer ansprechenden Beschleunigung, ist er allerdings nicht ganz günstig. Ab CHF 39'200


Äusseres

Kia Soul EV Seitenansicht

Der Soul EV ist eine Mischung zwischen Minivan und Mini-Kombi. Mit einer Länge von 4.1m ist er etwa 10 cm kürzer als ein Golf. Dafür hat er eine stattliche Höhe von 1.6 m. Als Resultat kommt der Soul ziemlich kastenförmig daher, eben wie ein (kleiner) Minivan halt. Dies ist toll für die Insassen und ihr Gepäck, weniger toll jedoch für den Luftwiderstand. Doch dazu später mehr.

 

Trotz seiner Kastenform kann man dem Soul aufgrund seiner gegen hinten niedriger werdenden Seitenfenster eine gewisse Schnittigkeit und Dynamik nicht absprechen. Wenn man jedoch bedenkt, wie selten man den Soul (egal ob Elektro oder Verbrenner) oder ähnlich aussehende Fahrzeuge hierzulande sieht, kommt schon der Verdacht auf, dass diese Karosserieform nicht ganz dem europäischen Gusto entspricht. Dies im Gegensatz zu Japan, wo diese Art von Auto wesentlich populärer ist als bei uns.

 

Standardmässig rollt der Soul EV auf verbrauchsoptimierten 16" Felgen daher. Deshalb füllen die Speichen auch fast den ganzen Platz aus, während bei den meisten herkömmlichen Felgen das Verhältnis zwischen Speichen und Zwischenraum gerade umgekehrt ist.

 

Den Soul EV gibt's in fünf verschiedenen Farben. Silber und Weiss sind einfarbig, während die anderen drei Möglichkeiten jeweils zweifarbig sind: dunkelblau mit weissen Dach, weiss mit hellblauem Dach oder schwarz mit rotem Dach.

 

Innenraum

Kia Soul EV Innenraum

Die Türen des Soul lassen sich gross öffnen und ermöglichen Fahrer und Passagieren durch die eher hohe Sitzposition einen mühelosen Einstieg ins Fahrzeug. Im Innenraum geht's für die Insassen sehr grosszügig zu, die Kopffreiheit ist enorm und die Beinfreiheit ist auch auf den Rücksitzen ausreichend.

 

Der Soul bietet Platz für fünf Personen, aber wie bei den meisten Fahrzeugen möchte man auch beim Soul über längere Strecken nicht hinten in der Mitte sitzen. Die Sitze sind bequem, der Seitenhalt ist nicht übermässig, aber der Fahrzeugkategorie entsprechend ok. Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand und im Winter punktet der Soul mit der serienmässigen Lenkradheizung.

 

Die klassisch hinter dem Lenkrad angebrachte Instrumentenanzeige bietet rechts eine Geschwindigkeitsanzeige, links Angaben zum aktuellen Verbrauch oder der Rekuperation sowie der Restreichweite und in der Mitte zeigt der Bordcomputer verschiedene Daten wie Aussentemperatur, KM-Stand und vieles mehr.

 

Armaturenbrett und Cockpit Kia Soul EV

Mittig im Armaturenbrett eingelassen ist der 8" Infotainmentbildschirm. Die Bedienung, eine Mischung aus Touchscreen und haptischen Tasten links und rechts des Displays, ist relativ selbsterklärend und funktioniert gut. Das System spricht fast ohne Verzögerung an. Es ist nicht mehr das modernste, aber trotzdem macht es seinen Job ganz ordentlich.

 

Den Elektro Soul gibt's nur mit hellem, sprich grauem Innenraum. Das sieht zwar ok aus, hat aber den Nachteil, dass sich das Armaturenbrett in der Windschutzscheibe spiegeln kann.

 

Das Interieur ist solide verarbeitet, die Materialien fühlen sich wertig an und die auch Knöpfe und Tasten machen einen guten Eindruck.

 

Vom Fahrersitz hat man eine gute Übersicht, unter anderem auch durch die erhöhte Sitzposition. Die Übersichtlichkeit nach hinten ist zumindest geradeaus gegeben. Beim Rückblick nach hinten links oder rechts fehlt hingegen der Durchblick, da die breit ausgefallenen C-Säulen vieles verdecken. Beim Rücksetzen ist man deshalb um die standardmässig verbaute Rückfahrkamera dankbar, dessen Bildqualität ganz ok ist und sich irgendwo im Mittelbereich der von uns getesteten Fahrzeuge bewegt.

 

Fahrverhalten

Fahrverhalten Kia Soul EV
Aerodynamische Felgen und Leichtlaufreifen verhelfen dem Soul zu mehr Reichweite

Beim Einsteigen kann der Autoschlüssel durch das "Smart Key" genannte Keyless System in der Tasche bleiben. Einmal den Startknopf vorne in der Mittelkonsole gedrückt, den Ganghebel auf Fahrstufe "D" oder "B" eingelegt und los kann's gehen. Fahrstufe "D" entspricht einer traditionellen Automatik, wie man's von Verbrennern kennt. Geht man in Fahrstufe "B" vom Beschleunigungspedal, bremst der Wagen durch die aktivierte Rekuperation schön ab. Genauso, wie man es von einem Elektroauto erwartet.

 

Die Lenkung des Soul ist leichtgängig und die Federung komfortabel. Trotzdem ist der Soul kein schwankendes Schiff, sondern liegt überraschend gut auf der Strasse.

 

Einzig die Leichtlaufreifen sind bei schnellen Starts und gleichzeitiger Kurvenfahrt ein wenig überfordert. Auch das Bremsen auf nasser Strecke gehört nicht zu den Stärken dieser Leichtlaufreifen.

 

Selbstverständlich können diese durch normale Reifen ersetzt werden, mit dem Nachteil, dass die Reichweite ein wenig darunter leidet. Wir von ElektroautoCoach gewichten jedenfalls die Sicherheit beim Fahren wesentlich höher als eine leicht reduzierte Reichweite.

 

Kia Soul Elektroauto

Der 81kW / 110 PS starke Elektromotor reagiert gut auf die Pedalbefehle, lediglich im Eco-Modus wirkt das Ganze ein wenig träge. Der Soul EV erreicht in 11.2 Sekunden die 100 km/h Grenze und ist somit weder Sprinter noch Sportler, das erwartet man auch nicht von ihm. Aber das entspannte Dahingleiten meistert der Soul souverän. Die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h ist mehr als ausreichend, um auch auf der Autobahn eine Geschwindigkeitsbusse einzufangen.

 

Am anderen Ende der Geschwindigkeitsskala, konkret unter 20 km/h, aktiviert der Soul einen virtuellen Motorsound, der Fussgänger und Velofahrer warnen soll. Das Geräusch kann im Gegensatz zur Zoe nicht deaktiviert werden. Da man es bei geschlossenem Fenster im Innenraum aber nicht wahrnimmt, ist das nicht weiter tragisch.

 

 

 

Reichweite

Reichweite Kia Soul EV

Die 28 kW Batterie im Soul ergibt eine Reichweite von 212 km, sagt Kia. Das entspräche einem Durchschnittsverbrauch von 13 kWh / 100 km. Dieser Wert dürfte jedoch nur mit einem sehr zurückhaltenden rechten Fuss oder bei überwiegender Fahrt in der Stadt zu erreichen sein. Realistischere Verbräuche bewegen sich um die 15-16 kWh, womit wir bei einer realistischen Reichweite von ca. 180 km wären.

 

In diesem Zusammenhang müssen wir nochmals auf das Thema Luftwiderstand zurückkommen. Denn so praktisch das Box-Design ist, so schlecht steht es gleichzeitig um die Aerodynamik. Der cw-Wert des Soul beträgt 0.33 und die logische Konsequenz daraus ist die folgende: Bei hoher Geschwindigkeit zahlt der Soul für seinen grossen Luftwiderstand mit der härtesten Währung, die ein Elektrofahrer kennt: mit der Reichweite.

 

Der Verbrauch nimmt bei Geschwindigkeiten ab 110 km/h rasant zu und kann bei Tempo 130 schon mal 30 kWh und mehr betragen. Bei reiner Autobahnfahrt und einem Durchschnittstempo von 130 km/h wäre der Spass nach beinahe 100 km vorüber. Da ist man schon fast froh über die allgegenwärtigen Autobahn-Baustellen im Sommer, die das durchschnittliche Tempo entsprechend senken und damit auch die Reichweite wieder nach oben drängen. Für Leute also, die täglich längere Strecken auf der Autobahn zurücklegen müssen, ist der Soul sicherlich nicht die erste Wahl. Für "durchschnittliche" Pendler hingegen eignet er sich hervorragend.

 

Aufladen

Aufladen Batterie Kia Soul EV
Rechts der Typ1 Anschluss für Wechselstromladung, links der CHAdeMO für Gleichstrom

Die Ladeanschlüsse sind anstelle des fehlenden Kühlergrills unter einer Abdeckklappe versteckt, welche bei Betätigung des Entriegelungshebels zur Seite schwenkt. Unter der Abdeckklappe finden sich, je nach Ausstattungslinie des Soul, ein oder zwei Anschlüsse. Standardmässig verfügt der Soul über ein Typ1 Anschluss inklusive einem Ladekabel zum Anschluss an eine normale Haushaltssteckdose. Auf diese Weise dauert ein kompletter Ladevorgang allerdings mehr als 14 Stunden. Kommt man also mit praktischer leerer Batterie heim und braucht das Fahrzeug am nächsten Morgen wieder, dürfte eine Nacht nicht ganz reichen.

 

Installiert man sich Zuhause einen 16A oder 32A Anschluss Drehstromanschluss, kann über ein optionales Typ2/Typ1 Ladekabel mit 3.5 resp. 7kW geladen werden. So wird der Soul in ca. 10 resp. 5 Stunden voll.

 

Der Grund für die relativ langen Ladezeiten liegt darin, dass der Soul Wechselstrom nur einphasig laden kann. Diesbezüglich wäre es schön gewesen, wäre Kia ein wenig mehr auf die europäischen Verhältnisse eingegangen. Denn in Europa kann der Strom über drei Phasen bezogen werden, wodurch die Ladedauer auf einen Drittel der aktuellen Zeiten sänke.

 

Personen, die mit dem Soul auch unterwegs mal möglichst zügig Laden müssen, sollten sich unbedingt an der Ausstattungslinie Style orientieren. Diese beinhaltet u.a. einen CHAdeMO Anschluss. Damit kann Gleichstrom mit bis zu 50 kW in den Soul gedrückt werden und die Batterie ist in etwa einer halben Stunde wieder auf 80 % geladen.

 

Kofferraum

Kia Soul EV Kofferraum

Die Grosszügigkeit des Passagierraums wiederholt sich im Kofferraum – leider – nicht. 281 l Fassungsvermögen bietet der Soul. Hier merkt man halt, dass das Elektroauto nur 4.1m lang ist, da kann auch Kia nicht zaubern. Unter dem Kofferraum versteckt sich ein weiteres Ablagefach. Dies ist nicht sehr gross, reicht aber, um das Ladekabel oder sonstige kleinere Utensilien zu verstauen.

 

Die Kofferraumklappe ist relativ breit und gleichzeitig hoch, so dass auch sperrige Gütern transportiert werden können, vorausgesetzt, die Hutablage wurde entfernt und die Rückbank ist umgeklappt. Diese ist übrigens asymmetrisch, im Verhältnis 60 zu 40 umklappbar, was uns gefallen hat. Einen kleinen Schönheitsfehler hat die ganze Sache dann doch noch: wie schon bei anderen getesteten Fahrzeugen ergeben auch beim Soul die umgeklappten Rücksitzen keine ebene Ladefläche.

 

Preis

Preis Kia Soul EV Schweiz

Den Kia Soul EV gibt's in der "Trend" Ausführung für CHF 36'900. Für CHF 39'900 wechselt der Soul in der "Style" Ausführung den Besitzer. Zusätzlich zu der Trend-Basisausstattung bietet Style u.a. Nebelscheinwerfer, Parksensoren, Sitzheizung hinten und Sitzbelüftung vorne, Ledersitze und den vorhin erwähnten CHAdeMO Anschluss.

 

Sehr sympathisch ist die Optionenliste, die umfasst nämlich nur gerade vier Positionen: Metallic-Lackierung CHF 550, 2-farbige Lackierung CHF 350 und für Style gibt's noch ein Panoramaglasdach für CHF 1'600, das allerdings nicht mit der 2-farbigen Lackierung kombinierbar ist.

 

 

 

 

 

 

Fazit

Kia Soul EV Heckansicht

Der Soul ist kein schlechtes Elektrofahrzeug, im Gegenteil. Es fährt sich angenehm und ist vernünftig ausgestattet. Allerdings ist der Soul schon ein wenig in die Jahre gekommen und, was eigentlich noch schwerer wiegt, er ist und bleibt ein Compliance Car. Das sind Elektroautos, die global gesehen vor allem dort verkauft werden sollen, wo die Gesetzgebung entsprechend streng ist und beispielsweise einen bestimmten Anteil an Zero-Emission Cars vorschreibt. Der eGolf ist auch so ein Compliance Car.

 

Leider merkt man den meisten Compliance Cars an, dass sie nicht von Grund auf und aus Überzeugung als Elektrofahrzeug konzipiert wurden, sondern eher eine Pflichtübung sind. Beim Soul merkt man dies vor allem an der Batterie/Reichweite in Kombination mit dem Verkaufspreis.

 

Für 2018 ist zwar eine Neuauflage des Soul angekündigt, aber diese hat offenbar nur eine geringfügig grössere Batterie, man geht aktuell von etwa 30 kWh aus. Damit dürfte die Reichweite um etwa 10 % ansteigen.

 

Kia Soul EV Testbericht Fazit

Vergleichen wir doch mal den Soul mit dem Hyundai Ioniq, der ja aus dem gleichen Konzern stammt, um das Preis-/Leistungsverhältnis zu veranschaulichen. Die höherwertige Ausführung des Ioniq kostet knapp CHF 700 mehr als die Style Variante des Soul, bietet aber eine um mehr als einen Drittel grössere Reichweite sowie eine reichhaltigere und modernere Ausstattung.

 

Man darf also gespannt sein, mit welchem Preis der neue Soul EV an den Start gehen wird. Für all diejenigen, denen die Reichweite des aktuellen Soul genügt, die sollten sich aktuell umschauen. Erfahrungsgemäss gibt's vor der Einführung einer neuen Version oftmals beachtliche Zusatzrabatte auf die bestehenden Fahrzeuge. Dann wird der Soul EV plötzlich wieder zu einer sehr interessanten Option.

 

 

 

 

Bildergalerie